Leseprobe - Verliebt in Alessia

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Eins

"Alessia, bitte beeil dich. Oder willst du an deinem ersten Tag zu spät in die Schule kommen?" rief die Mutter und klopfte an die Badezimmertür. Die 15-jährige stöhnte. Konnte sie sich denn nie in Ruhe zu Recht machen? Alessia war ein Mädchen, das sehr auf sein Äußeres achtete und dementsprechend lange im Badezimmer brauchte. Auf der anderen Seite wusste sie, dass ihre Mutter Recht hatte. Sie war wirklich spät dran. Aber diese Bräunungscreme wollte einfach nicht einziehen. Gerade war Alessia drei Wochen mit ihren Eltern in Italien im Urlaub bei ihren Großeltern gewesen. Diese waren vor ein paar Jahren nach Sizilien ausgewandert um dort ihren Altersruhesitz zu finden. Seitdem flog Alessia jedes Jahr in den Sommerferien mit ihren Eltern - manchmal auch mit ihrer älteren Schwester Lorena zu ihnen. Lorena war 8 Jahre älter als Alessia und lebte bereits ihr eigenes Leben mit einem Beruf als Physiotherapeutin und einer ersten kleinen Wohnung, auf die sie sehr stolz war. In diesem Jahr wollte sie mit ihrem Freund Urlaub machen und war deshalb nicht mit nach Italien gekommen. Während Alessia das früher blöd gefunden hätte unter all den Erwachsenen zu sein (obwohl Lorena auch schon erwachsen ist), machte es ihr diesmal nichts aus. Italien war wunderschön - das Meer war türkis und ganz klar, die langen Strände wiesen weißen Pudersand auf, soweit das Auge reichte. In den kleinen Gassen reihte sich eine Lokaität an die andere - Menschen saßen auf Stühlen und unterhielten sich, Kinder spielten Spiele, viele sonnten sich oder lasen ein Buch. Es war ganz anders als zuhause, roch nach Freiheit und Leben. Alessia fühlte sich wohl. Bereits in den ersten Urlaubstagen lernte sie Miguel kennen, einen Jungen, der in einem der schönen Café kellnerte. Er lernte gerade Deutsch, weil der nach Deutschland kommen und da studieren wollte - ob nur für ein paar Semester oder für länger, wusste er noch nicht. So hatte er sich einfach ein Herz gefasst und Alessia einfach angesprochen. Diese hatte sich gerade mit ihren Eltern und Großeltern an einen Tisch gesetzt. Er nahm die Bestellung auf, brachte recht schnell das Gewünschte und kam mit Alessia ins Gespräch. Letztendlich verbrachten sie viel Zeit miteinander und Miguel zeigte ihr sein Sizilien, wie er den Ort liebevoll nannte. Irgendwann wurde Miguel regelrecht von seinen Gefühlen überrollt und küsste Alessia. Nach der ersten Schrecksekunde brach sie den Kuss ab. "Miguel", sagte sie und schob ihn sanft, aber bestimmt von sich, "das...das geht nicht. Ich habe einen Freund in Deutschland." "Klar", antwortete Miguel ein wenig geknickt, "dass so ein schönes Mädchen nicht alleine ist." Man hörte so deutlich seinen itatlienischen Akzent heraus, dass einem warm ums Herz wurde. Mit John war sie fast ein Jahr zusammen. Er war ihre erste große Liebe, aber wenn sie gewusst hätte, was sie zuhause erwartet, hätte sie sich auf Miguel eingelassen. Nachdem sie aus dem Urlaub zurück waren, wollte Alessia ihn noch am selben Abend der Heimkehr überraschen - trotz, dass sie sehr erschöpft vom Flug und der langen Autofahrt war. Da sie noch Ferien hatte, hatten ihre Eltern ihr erlaubt noch kurz raus zu gehen. Aber John war es, der die überraschte - mit einer anderen. Simona aus der Parallelklasse, die schon lange ein Auge auf ihn geworfen hatte, hatte offensichtlich Alessias Abwesenheit genutzt und sich an ihn rangemacht. "Ich will nichts von Simona", hatte er immer wieder gesagt und beteuert. "Man könnte sie mir nackt auf den Bauch binden und es würde sich gar nichts regen. Ich liebe nur dich!" Alessia hatte seinen Worten geglaubt und ihm vertraut. Sie hatte gerade ihr Fahrrad abgestellt, wollte abschließen, hielt jedoch in der Bewegung inne, als sie Johns Stimme zu hören meinte. Sie sah auf und behielt Recht. Schnell versteckte sie sich hinter einem Baum und sah ihren Freund in einer innigen Umarmung mit Simona und wie sie sich küssten. Sie wollte ihn sofort zur Rede stellen und stellte sich ihm in den Weg. Jegliche Farbe war ihm aus dem Gesicht gewichen, so, als hätte er ein Gespenst gesehen. "Alessia...was...was machst du denn...h...hier?" stotterte er, nachdem er einigermaßen seine Sprache wiedergefunden hatte. "Die Frage ist nicht, was ich hier mache, sondern, was DU hier machst und was macht die hier?" erwiderte sie scharf. "Es...es ist nicht so, wie du denkst." gab er zurück, und Alessia knallte ihm dermaßen eine, wie sie noch nie zuvor in ihrem Leben einen Menschen geschlagen hatte. Dann schnappte sie sich ihr Fahrrad und fuhr zurück nach Hause. Tränen liefen ihr unaufhaltsam über das Gesicht. Tagelang hatte John versucht, sie zu erreichen, versuchte, sie anzurufen, schrieb ihr SMS und E-Mails. Er ließ sogar einen Blumenstrauß durch einen Boten bringen. Doch Alessia blieb hart. Sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Glücklicherweise wechselte sie jetzt die Schule, sodass sie ihm nicht mehr jeden Tag über den Weg laufen musste. Durch ihren Fleiß und Ehrgeiz hatte Alessia es von der Realschule auf das Gymnasium geschafft. Das schafften nicht viele, aber sie gehörte dazu, denn sie wollte eines Tages Medizin studieren. Die Fachrichtung wusste sie noch nicht genau, aber sie liebte den Gedanken, Menschen helfen zu können. Endlich war die Bräunungscreme eingezogen. Sie diente dazu, dass ihr Teint noch nicht an Farbe verlor. Alessia betrachtete ihre Beine und Arme um zu kontrollieren, ob sie auch alles gleichmäßig aufgetragen und verteilt hatte und keine fleckigen Stellen zurückblieben. Dann betrachtete sie sich im Spiegel, war zufrieden, atmete tief durch und schloss die Badezimmertür auf. "Ich komme Mama!"

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