Leseprobe-Aus Liebe zum Tanzen

Dies ist eine kostenlose Homepage erstellt mit hPage.com.

 

1. Kapitel

An einem kühlen Herbsttag stand Chayenne mit geschlossenen Augen vor dem Spiegel, der an der einen Seite ihres Zimmers hing und fast die ganze Wand einnahm. Chayenne hatte sich einen so genannten Ganz-Körper-Spiegel gewünscht - einen Spiegel, in dem sie sich komplett sehen konnte also. Solche Spiegel fand sie großartig. So konnte sie gleich sehen, wie bestimmte Klamotten an ihr aussahen und dann entscheiden, was sie tragen wollte. - Und natürlich konnte sie danach ihre Übungen besser machen. Ja, für ihre Übungen war so ein Spiegel echt ideal. Ein Spiegel dient zur Kontrolle. Wie sollte sie sich kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren, wenn sie keinen Spiegel zu Hause hatte? Deshalb hatte sie sich einen Spiegel von ihren Eltern zum Geburtstag gewünscht - mehr nicht. Zwar wunderten sich ihre Eltern über so einen ungewöhnlichen Wunsch für ein Mädchen ihres Alters, aber dennoch erfüllten sie ihn ihrer Tochter. Chayenne erklärte ihren Eltern nicht wozu sie einen so großen Spiegel haben wollte, aber sie fragten auch nicht, sondern räumten gemeinsam mit Chayenne das Zimmer aus, renovierten es und räumten das Zimmer hinterher ein wenig um, damit alles passte. Chayenne war sehr stolz auf ihren Spiegel.

Doch jetzt stand sie erst einmal mit geschlossenen Augen davor. Das machte sie fast jedes Mal, ehe sie mit ihren Übungen begann. In ihrem CD-Player spielte gerade das Lied "(I´ve had) the time of my life" von Bill Medlay und Jennifer Warnes aus ihrem Lieblingsfilm "Dirty dancing" mit Patrick Swayze und Jennifer Grey. Chayenne hatte den Film schon unzählige Male gesehen, sodass sie den Text sicher mitsprechen konnte, wenn sie wollte. Sie liebte diesen Film sehr! Genauso liebte sie die Musik dazu und konnte danach besonders gut tanzen. Das wollte sie auch. Aber vorher lauschte sie meistens mit geschlossenen Augen der Musik, die sie gewählt hatte, um im Einklang mit ihr zu sein und den richtigen Rhythmus zu finden. Ja, sie wollte mit der Musik geradezu verschmelzen, sodass sie und der Song eins waren und sie diesen ganz in sich aufnehmen konnte. Chayennes Atem ging ruhig und gleichmäßig. Sie war ganz in ihrem Element, vergaß alles alles um sich herum - fast so, als sei sie in ihrer eigenen Welt und als ob es um sie herum nichts geben würde außer dieser Musik und sie - die für diese Musik zu leben schien und ganz darin aufging.

Als die Musik geendet hatte, atmete Chayenne tief ein und aus, öffnete die Augen, schüttelte ihre Arme und Beine aus ging schließlich zum Player und drückte die Stopp-Taste. Noch einmal atmete sie tief durch und stellte sich wieder vor ihren Spiegel. Sie begann mit ihren Übungen - vorerst allerdings ohne Musik. Sie musste sich konzentrieren. Was sah am besten aus? Anfangs begann die Musik ganz langsam. Vielleicht sollte sie auf dem Boden beginnen? Chayenne setzte sich - und zwar so, dass das Knie von ihrem rechten Bein in den Spiegel und ihr Unterschenkel und Fuß angewinkelt nach hinten. Ihr linker Fuß wurde auch angewinkelt und berührte ihr rechtes Knie leicht, sodass diese Position ein Dreieck ergab. Mit ihrem Oberkörper ging Chayenne soweit nach vorne, dass ihre Nase leicht das Dreieck berührte. Ja, so war es gut. Das gefiel Chayenne. Ganz langsam hob sie ihren Oberkörper und ließ ihn wieder fallen - einmal, zweimal, dreimal...oben aufgerichtet zog sie ihre Beine nach vorne und winkelte ihre Knie an, sodass diese zur Zimmerdecke zeigten und ihre Füße auf dem Boden standen. Chayenne schlang ihre Arme um ihre Knie. Prima! Genauso hatte sie sich das vorgestellt. Noch einige Male wiederholte Chayenne den langsamen Teil der Übung, ehe sie dann zum schnellen Teil der Übung überging. Es war gar nicht mal so einfach. Aber Chayenne hatte Zeit und sie übte gerne für sich. Mit einer schnellen, aber noch verwaschenen Bewegung brachte Chayenne sich in den Stand. Das musste noch einmal geübt werden - und zwar solange bis es saß. Chayenne wusste das. Wer gut sein wollte, musste auch etwas dafür tun. Das war klar. Aber Chayenne machte es gerne. Sie strengte sich so sehr an, wie sie konnte und gab ihr Bestes. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn - ein Zeichen ihrer Anstrengung. Nach einer Weile schaltete Chayenne ihren CD-Player erneut ein um ihre Trockenübungen nun mit ihrem Lieblingssong fortzuführen. Mit Musik gelang ihr das sogar noch besser. Sie spürte ganz deutlich wie sie sich mit jedem Schritt verbesserte.

Es klingelte an der Wohnungstür. Chayenne vernahm zwar das Geräusch, machte allerdings keine Anstalten die Tür zu öffnen, trainierte unverblümt weiter, weil der Besuch bestimmt doch wieder für ihre Schwester Kimberly war wie sie vermutete.

Doch kurz darauf klopfte es an Chayennes Zimmertür, was sie zusammenzucken ließ, da sie zum einen nicht damit gerechnet hatte und zum anderen hochkonzentriert tanzte. "Mooomeeent!" rief Chayenne, griff ein Handtuch, das sie über die Stuhllehne gehängt hatte, wischte sich damit die Stirn, ging zu ihrem Player und schaltete diesen aus. "Herein!" rief sie endlich. Langsam ging die Tür auf und ihre Freundin Alissa trat ein. "Hallo." sagte sie fröhlich. "Hey!" freute sich Chayenne. "Komm rein und setz dich." Alissa lächelte, blieb aber stehen. "Ich wollte dich abholen." meinte sie. "Abholen? Ist es denn schon wieder so weit?'" wunderte sich Chayenne, denn sie hatte kaum bemerkt, wie die Zeit verflogen war. Alissa nickte. Dann setzte sie sich doch. "Du hast mal wieder trainiert, hm?" wollte Alissa wissen. Chayenne nickte heftig. Alissa kannte ihre Freundin. Sie trainierte zwar auch hin und wieder - allerdings nicht so hart wie Chayenne. Bei ihr hielt es sich noch in Grenzen. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es nicht mehr viel Zeit blieb, bis sie endlich wieder ins Tanzparadies fahren durfte...

 

 

Dies ist eine kostenlose Homepage erstellt mit hPage.com.