Leseprobe-Hundewelt

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Glückshund Gipsy

Es war nicht einfach, Teenager zu erziehen. Nein, das war es wirklich nicht - vor allem sie 15 Jahre alt waren, Katrina hießen und an allem etwas herum zu nörgeln hatten. "Mama, ich brauch´ was Neues zum Anziehen. In meinem Top sehe ich aus wie eine Planschkuh", hieß es da, oder: " Wieso muss ich schon wieder mit dem Hund raus?" Gipsy war eine Goldenretriverhündin, die Katrina sich sehnlichst gewünscht hatte, als sie noch ein braves Mädchen war und gehorchte. Doch ihre Eltern Martina und Timon wussten, dass die ganze Arbeit an ihnen hängen bleiben würde. So wurde Martina die Hauptbezugsperson, was ihr nicht so viel ausmachte, da sie immer gerne ein zweites Kind gehabt hätte, was leider jedoch nicht mehr geklappt hatte. Als Katrina 12 Jahre wurde, hatten Martina und Timon entschieden, dass sie alt genug für einen Hund war und sämtliche Anzeigen, die sie im Internet und in den Zeitungen entdeckten, durchstöbert, ohne genau zu wissen, was für ein Hund das werden sollte. "Ein Goldi!" rief Martina eines Tages aus. "Ich möchte, dass ein Goldenretriver bei uns einzieht." Sie hatte die Zeitungsanzeige eines Züchters in der Nähe entdeckt, und ihr fiel wieder Elvis ein. Elvis war der Goldenretriver ihrer Oma gewesen, der schon recht alt war, als Martina geboren wurde und kurz nach ihrem 5. Geburtstag starb. Sie erinnerte sich nur noch vage und verschwommen an ihn, aber sie wusste, dass sie ihn heiß und innig geliebt hatte. Ein Foto, das irgendwo in einer Schachtel lag und auf dem Dachboden lagerte, bewies es. Ihre Oma saß auf einem Stuhl, sie auf dem Schoß ihrer Oma, Elivs daneben, und Martina hatte ihre dünnen Kinderarme und den prächtigen Hundehals geschlungen. Bei dem Gedanken, einem Goldenretriver-Welpen ein neues Zuhause zu schenken, wurde ihr ganz warm ums Herz. So kam es, dass Gipsy im Alter von gerade mal 10 Wochen eine neue Familie bekam. Es war Liebe auf den ersten Blick. Als Martina mit Mann und Tochter kam, waren bereits fast alle ihre Geschwister vermittelt - nur sie war noch übrig und ein Rüde. Gipsy kam sofort auf tapsigen, unsicheren Schritten angestolpert, sodass sich die drei sofort einig waren, dass sie es sein sollte. Das war nun bereits über drei Jahre her und aus einem kleinen, tollpatschigen Hundewelpen war eine bezaubernde, wunderschöne und noch immer sehr verspielte Goldenretriverhündin geworden.

Martina nahm Gipsy, die sich wie eine Schneekönigin freute, an die Leine und ging. Sie musste einfach raus. Wenn sie mit Gipsy lief, konnte sie am besten angestaute Wut und Energie abladen. Schon wieder hatte sie Streit mit Katrina und fragte sich erneut, was sie falsch gemacht hatte in der Erziehung. Als Katrina schließlich von ihrem Bett aufsprang, sie aus dem Zimmer schob und schnaubte: "Geh´ Mama! Geh einfach und lass mich in Ruhe!" war Martina samt Hündin gegangen. Die Luft war frühlingshaft mild und lud zu langen Spaziergängen ein. Der Himmel war getaucht in zartes Blau, einzelne Schäfchenwolken zogen vorüber. Martina atmete tief durch. Sie musste den Kopf frei kriegen und ging mit Gipsy an der Leine in ein kleines Wäldchen in dem sie spielen und toben konnte. So ließ Martina die Hündin von der Leine, sodass diese bellend verschwand. Im Wald war es so spannend, dass Gipsy weit voraus rannte und Martina Mühe hatte, hinterher zu kommen. "Gips!" rief Martina so laut sie konnte. "Gipsy, warte!" Sie pfiff auf den Fingern, und die Hündin blieb stehen, blickte Martina aus ihren dunklen Augen an und rannte zu ihr zurück. Dann setzte sie sich erwartungsvoll vor Martina hin. Diese lobte Gipsy streichelnd und gab ihr zur Belohnung ein Leckerli, sowie sie es in der Hundeschule gelernt hatte. Jedes Mal, wenn Gipsy gehorchte, sollte entweder Martina ihr etwas geben oder Timon oder Katrina, damit sie sich merken konnte, wenn sie etwas richtig gemacht hatte. "Lauf!" sagte Martina schließlich lachend, und Gipsy rannte wieder fort. Sie tobte und rannte, bellte und flitzte. Sie schnupperte hier und schnupperte da, begrüßte andere Hunde oder wälzte sich auf dem weichen Waldboden. Eine Weile später kam Gipsy mit einem Stock im Maul zurück und legte ihn Martina vor die Füße. Diese wusste, dass Gipsy mit dem Stock spielen wollte, hob ihn auf und warf ihn so weit wie sie konnte. Gipsy rannte so schnell sie konnte hinterher, bremste vor dem Stock ab, sodass sie beinah stolperte und rannte zu Martina zurück. Sie wiederholte das Spiel einige Male. Spaziergänger mit kleinen Kindern kamen ihnen entgegen, und Martina rief ihre Hündin zu sich. Zwar war Gipsy lammfromm, und Kinder brauchten keine Angst vor ihr zu haben, dennoch wusste Martina, dass Gipsy sehr stürmisch reagieren würde, wenn die Kinder auf die Idee kamen, mit ihr spielen zu wollen. Auf der anderen Seite wusste Martina allerdings auch nicht, wie die Kinder auf Gipsy reagieren würden, weil sie nicht wusste, in wie weit die Kinder im Umgang mit Hunden aufgeklärt wurden.

Sie kamen an die Hundewiese, die direkt hinter dem Wald lag. Hier konnte Gipsy mit anderen Hunden spielen und toben, was sie besonders gerne machte. Aufgrund des herrlichen Wetters war die Hundewiese recht gut besucht. Gipsy flitzte sofort los, denn sie hatte ihre Freundin und Spielgefährtin Luna entdeckt, eine Mischlingshündin. Die meisten Leute und Hunde kannten sich untereinander. Beide Hunde begrüßten sich mit Gebell und Beschnuppern. Martina ging zu Nancy, Lunas Hundebesitzerin, die etwas abseits stand. "Hallo." sagte Martina lächelnd. "Hallo, lange nicht gesehen." war Nancys Antwort. "Stimmt." nickte Martina. Sie war lange nicht mehr auf der Hundewiese gewesen, denn zum einen hatte sie mit Gipsy neue Wege entdeckt und zum anderen hatte sie keine Zeit dafür gehabt. Martina unterhielt sich mit Nancy. "Ich musste neulich mit Luna zum Tierarzt, weil sie sich etwas in die Pfote getreten hatte." erzählte diese, "aber unsere Tierärztin war hatte gerad Urlaub und wir mussten zu jemanden, der Vertretung machte. Also fuhren wir zu einem Tierarzt, den ich bisher nicht kannte. Der war vielleicht unfreundlich, grob und ungeduldig." "Ehrlich?" vergewisserte sich Martina, und Nancy nickte. "Ja. Zudem nimmt er überteuerte Preise. Da habe ich mich vielleicht geärgert. Aber es musste ja gemacht werden." "Wie hieß er denn?" erkundigte sich Martina. "Schubeck. Kennst du den?" Martina nickte nach kurzer Überlegung. "Ja, aber nur vom Hören-Sagen. Allerdings habe ich auch schon von mehreren Leuten gehört, dass der nicht so toll sein soll." Diesmal nickte Nancy. "Wirklich nicht zu empfehlen. Da gehe ich nie wieder hin." Zwei Stunden später machte Martina sich mit Gipsy auf den Heimweg...

 

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